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10.03.2020 - Gast aus Syrien berichtet über Arbeit beim Flüchtlingsdienst

In Verbindung mit der Auswertung des Projektfilms „Die Ungewollten – die Irrfahrt der St. Louis“ wollten sich unsere Schüler/innen über die Lage heutiger Flüchtlinge in Syrien informieren.

Als Gast aus Syrien konnten wir ganz kurzfristig Frau Claudette Azar gewinnen, die für die kirchliche Hilfsorganisation Misereor und das Bistum Augsburg gerade in Augsburg war. Sie lebte vor dem Bürgerkrieg mit ihrer Familie in der Stadt Homs, die von den Angriffen besonders betroffen ist. Nach Beginn der Auseinandersetzungen musste sie fliehen. Seit 2013 arbeitet sie für den kirchlichen Flüchtlingsdienst JRS im kleinen Ort Kafroun an der libanesischen Grenze. Die Hilfsorganisation unterstützt in Syrien vor allem Frauen und Kinder, da sie von Krieg und Gewalt besonders oft und schwer betroffen sind. Zu den Hilfeleistungen gehören Bildungsprogramme für Kinder, psychologische Therapieangebote für Trauma-Patienten sowie Workshops und Weiterbildungskurse. Die Hilfsprogramme richten sich an Betroffene aller Religionen und Volksgruppen, was anfangs sehr misstrauisch bewertet wurde, denn der Bürgerkrieg hat gerade Hass zwischen Religionen und Volksgruppen geschürt. „Aber Frieden fängt im Kleinen zwischen den einzelnen Menschen an. Wie sollen wir sonst in Zukunft miteinander leben?“, so Claudette Azar. Ihre Organisation bemüht sich stets um strenge Neutralität in einer höchst komplexen politischen Gesamtsituation. Nur so kann sie auch immer wieder als Vermittlungspartner auftreten. Betroffenheit löste bei den Auszubildenden die Erfahrung aus, dass die Referentin deshalb auch auf verschiedene Fragen zur aktuellen politischen Lage nicht konkret eingehen konnte. „Wir sind in Deutschland in unserer freien Gesellschaft einfach nicht gewohnt, dass wir nicht alles sagen können, was wir sagen wollen. Das ist schon echt hart!“, so die Reaktion der Klasse GR 10A bei der Auswertung.

Auf Nachfrage schilderte die Referentin ihre Fluchtsituation: nachts während eines Bombenangriffs wurde die Bevölkerung von Kämpfern des IS aufgefordert, sofort die Stadt zu verlassen. Nur im Schlafanzug, ohne alles, sogar ohne Pass, konnte sie mit einigen anderen Einwohnern fliehen.

Wie sie die Situation aushält und woher sie die Kraft dazu nimmt? Ihr Team, ihr Glaube und die Unterstützung eines Priesters in dem Flüchtlingszentrum geben ihr Halt. Aber: Frieden ist mehr als das Schweigen von Waffen. Zum Frieden und einem guten Miteinander könne jeder etwas beitragen – überall. „Seid Friedensstifter!“, so ihr Appell an uns.

Das Fazit unseres Schülersprechers Daniel Martens (GR 10A): „Das ging schon unter die Haut, zu erfahren, wie Menschen sich in so einer gefährlichen Situation für andere einsetzen, dass sie für andere dableiben, obwohl es eigentlich zum Abhauen ist!“

Infos zum Hilfswerk Misereor: https://fastenaktion.misereor.de/

Infos zum Flüchtlingsdienst JRS: https://www.jesuitenmission.de/syrien/update-jrs.html

https://www.jesuitenmission.de/syrien.html

Maria Schneider

 

Foto 1:

Schulleiterin Karin Landgraf begrüßt Claudette Azar mit ihrer Übersetzerin so wie die beteiligten Klassen

 

 

Foto 2:

Claudette Azar mit Begleitung inmitten des Schulteams