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21.11.2019 - Azubis nach Europa dank Erasmus +

Die kaufmännische Berufsschule IV Augsburg hat im vergangenen Schuljahr insgesamt 98 Auszubildende und Lehrkräfte in das Ausland entsendet und zusätzlich 20 Teilnehmer von Erasmus+ oder Protandem-Programmen betreut. Die Lehrkräfte arbeiten dabei nicht nur intensiv mit den beteiligten Firmen zusammen, sondern stehen auch in stetigem Kontakt mit anderen Berufsschulen, dem Europabüro der Stadt Augsburg und der IHK. Ein langfristiges Ziel des Engagements ist es, dass sich Auslandserfahrungen als fester Bestandteil der dualen Ausbildung etablieren.

Bis zu einem Drittel der Ausbildungszeit kann laut Berufsbildungsgesetz im Ausland verbracht werden. Azubis können so zum Beispiel internationale Kompetenzen und einen Eindruck vom Leben im Ausland gewinnen. Dazu gibt es über Erasmus+ entsprechende Förderungen.

Wie Firmen und ihre Azubis davon profitieren können, erfuhren die Teilnehmer bei der Informationsveranstaltung „Azubis nach Europa“. Für Studenten ist die Förderung von Auslandssemestern durch das EU-Programm Erasmus+ schon seit über 30 Jahren möglich und inzwischen quasi „Standard“. Auch für Auszubildende gibt es seit knapp 20 Jahren Fördermöglichkeiten für Auslandsaufenthalte. „Es war eine enorme Umstellung von einem kleinen deutschen Textilunternehmen auf die Arbeit in einem riesigen Opernhaus in Zürich. Ich bin an der Herausforderung gewachsen und nach dem Praktikum um einiges reifer nach Deutschland zurückgekommen“, berichtete Anastasia Thornton, die während ihrer Ausbildung zur Raumausstatterin einen Monat in der Schweiz gearbeitet hat. „Selbst mit dem Chef war ich als Auszubildende vom ersten Tag an per Du.

In den Niederlanden herrscht eine komplett andere Arbeitsatmosphäre. Die Leute und die Arbeitszeiten sind viel entspannter als hier in Deutschland. Obwohl ich nur ein paar Wochen da war, habe ich viel von der Kultur mitbekommen“, sagte Dilara Reisenauer, Vertriebsmitarbeiterin bei der Albani Group, die ebenfalls während ihrer Ausbildung Auslandserfahrungen sammeln konnte. „Es ist wichtig, dass wir jungen Menschen eine Chance geben, auf diese Art ihren Horizont zu erweitern“, betonte Stefan Kiefer, dritter Bürgermeister der Stadt Augsburg, zum Auftakt der Informationsveranstaltung „Azubis nach Europa“, die die Stadt Augsburg, die IHK, die HWK und das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) zusammen veranstaltet haben.

Auf der Veranstaltung wurden Ausbildern, Unternehmern und Berufsschullehrern Möglichkeiten vorgestellt, Azubis Arbeitserfahrungen im Ausland zu ermöglichen. Kultursensitivität und verbesserte Sprachkenntnisse sind laut Kiefer nur einige der Vorteile, die eine solche Auslandserfahrung mit sich bringt.

„Austauschprogramme wie Erasmus+ sind wichtig, damit unsere Azubis die Mentalitäten der Menschen aus anderen Ländern kennenlernen, um besser in einer internationalen Arbeitswelt zurechtzukommen“, meinte Jens Walter, IHK-Regionalgeschäftsführer für den Wirtschaftsraum Augsburg.

Mobilität bringt für alle Vorteile

Die Auslandsreisen der Azubis laufen meist über Mobilitätsprojekte. Entweder die eigene Ausbildungseinrichtung organisiert selbst ein solches Projekt oder man kann sich für Pool-Projekte bewerben, die von anderen Einrichtungen organisiert werden. „An Mobilitätsprojekten teilzunehmen, bringt Vorteile für beide Seiten. Azubis lernen, zwischen Kulturen zu vermitteln, und Ausbilder machen sich mit diesem Angebot bei jungen Bewerbern attraktiver und gewinnen neue Fachkräfte“, sagte Ulrike Schröder von der Nationalen Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung. Außerdem bringen die Auszubildenden laut Schröder fachliche Impulse aus dem Ausland mit, von denen sie und ihr Ausbildungsbetrieb profitieren können. Dass das Projekt auch von politischer Seite Anklang findet, zeigen die Pläne der EU-Kommission, das Projekt ab 2021 mit dem doppelten Budget und einer vielfachen Teilnehmerzahl neu aufzusetzen.

„Wer an einem solchen Projekt teilnehmen will, der kann sich auch bei der IHK beraten lassen“, sagte Christine Kratzer-Haugg von der IHK. „Die größte Hürde für Auszubildende ist es, den Chef zu überreden, einen für den Zeitraum im Ausland freizustellen“, sagte Thornton, die inzwischen beim deutschen Theater in München arbeitet. Gertrud Schilcher-Fuhrig, Berufsschullehrerin an der Berufsschule IV in Augsburg, hat die Erfahrung gemacht, dass seit einigen Jahren ein Umdenken bei vielen Unternehmern stattfindet. „Während wir als Berufsschule früher um die Schüler für ein Auslandspraktikum betteln mussten, kommen inzwischen immer mehr Firmen von sich aus auf uns zu und möchten ein Mobilitätsprojekt starten“, erläuterte Fuhrig. Bei der Explorer Hotels GmbH sind Auslandsaufenthalte inzwischen fester Teil der Ausbildung. „Die Azubis werden bei uns intern und extern geschult und dadurch auf ihre Auslandserfahrung vorbereitet. Da viele Mitarbeiter in der Hotelbranche gerne von Ort zu Ort ziehen, kommt der Austausch mit anderen Hotels bei unseren Azubis sehr gut an“, sagte die Eva Kreller, Talentmanagerin bei den Explorer Hotels.

Quelle: https://bc.pressmatrix.com/de